Freitag, 19. September 2014

Muffini im Agnesviertel: Frühstück mit schlechtem Service

Muffini im Agnesviertel: Frühstück mit schlechtem Service
Zufällig entdecken wir beim Spaziergang ein neues Frühstückscafé im Agnesviertel - das Muffini. Schnell war klar, hier wollen wir das Frühstück in Köln testen. Denn laut Karte sah es so aus, als habe man sich hier aufs Frühstück spezialisiert. Als genau unser Beuteschema. Am letzten Samstag war es dann soweit.


Frühstück im Köln: Muffini im Agnesviertel im Test


Ich bin ja relativ oft im Agnesviertel unterwegs. Wer das Agnesviertel nicht kennt, der muss sich jetzt sowas wie die Hipster-Vorhölle vom Belgischen Viertel vorstellen. Wie wäre es mit einem kurzen Exkurs über die Demographie von Köln: Medien-Hipster aus Köln arbeiten im Belgischen Viertel. Dort feiern sie auf dem Brüsseler Platz und lernen andere Hipster kennen. Heiraten sie und werden Eltern, ziehen sie nach Nippes, trennen sie sich oder haben einen leicht-bigamistischen Zug um die Nase, zieht es sie ins Agnesviertel. Erinnert sich noch jemand an Ralf Richter in Bang!Boom!Bang! ? Wenn ich das Agnesviertel mit 10 Worten beschreiben müsste, würde ich seinen Terminus aufgreifen: "Einen guten Jahreswagen würde ich mir im Agnesviertel kaufen gehen."

Muffini im Agnesviertel: Frühstück mit schlechtem Service
Mit einer großen Außengastro, wirkt das Muffini auf den ersten Blick sehr gemütlich und auch die Auswahl des Frühstücks ist sehr groß. Als wir hineingehen merken wir jedoch sofort: Richtig gemütlich kann man hier nicht sitzen. Denn da ist ein großes Problem: Draußen stehen Tische und Stühle im Stile eines französischen Cafés, drinnen gibt es am Fenster zwei hohe Bistrotische mit Barhocker. Die restlichen Sitzgelegenheiten bestehen aus schweren Sofas und niedrigen Tischen. Zum Cocktailtrinken gemütlich, beim Frühstück mehr als ungeeignet. Wir setzen uns an einen der Bistrotische. Einer der Serviceleute kommt von draußen rein und ruft vom Eingang uns zu: "Wisst ihr schon was ihr wollt?" - Äh nein, wir schauen erst einmal...

Aber wir waren ja zum Frühstück in Köln und es ist nicht meine Aufgabe, euch die Welt zu erklären. Das Muffini hatte ich irgendwann vor knapp 2-3 Wochen entdeckt, als ich auf der Suche nach gutem Kaffee war und der Kioskbesitzer meiner ersten Anlaufstelle sich so sexy die Fußnägel geschnitten hat, das ich kurz überlegt habe, ob ich bis zum Lackieren bleibe oder eher woanders einen Kaffee hole. Leider hatte das Muffini geschlossen, und so hab ich das Café der Frau per Internetz als Location vorgeschlagen. Rückblickend tut mir das leid - ich hätte ihr lieber den Typen mit den (hoffentlich mittlerweile) lackierten Fußnägeln zeigen sollen. 
Das Muffini ist schick! Die Art von Schick, die ein mittelmäßiger Interiorblogger im Zusammenhang mit den Prädikaten "form follows function"; "holzoptikleder ist der neue zeitgeist" und "krass eames-mäßig" tagged. Für Euch: Dunkles Holz trifft auf schwarzes Leder, ohne wie ein SM-Club zu wirken. Vorne stehen noch ein paar Hochtische und (leider) ungemütliche Fensterbänke - die aber für die Laufkundschaft gleichzeitig als Arschritzenkino fungieren. Das Problem hier ist schlicht, das man die Wahl zwischen Ledersessel und (zu) tiefem Tisch oder ungemütlicher Platz im Eingang hat. Bevor ich das Frühstück überhaupt gesehen hatte, war mir schon klar, das ich hier nicht lange bleiben werde.


Die Frühstückskarte ist umfangreich, es gibt sogar eine Tageskarte mit verschiedenen Frühstücksangeboten, die sich allesamt rund um Eierspeisen drehen. Darauf habe ich keine Lust, heute soll es ein normales und klassisches Frühstück sein. Ich entscheide mich für das herzhafte Frühstück (6 Euro), dazu einen Kaffee mit Milch. Das Heißgetränk ist nicht im Preis enthalten.

Dabei sind:

  • 2 Brötchen
  • Vollkorntoast
  • Marmelade oder Nutella (ich wurde nicht gefragt, sondern habe direkt Marmelade bekommen)
  • italinische Salami
  • Fleischwurst
  • Leberwurst
  • Emmentaler
  • Gürkchen


Was mir im Gegensatz dazu sehr gut gefallen hat, ist die Auswahl an Chai, Schokoladen- und Hipsterlimonaden. Die ist tatsächlich umfassend. Der Tee: hochwertig!
Nach ein paar Anfangsschwierigkeiten in der Abstimmung mit der Bedienung, entschied ich mich für das "Mediterrane Frühstück" - die Auflistung der Dinge lächelte mir förmlich zu. Ich beginne den Tag gerne salzig, fettig und mit viel Koffein, möchte aber anmerken, das ich eher so aussehe, als würde ich morgens nur frische Früchte, frischen Saft und ein bisschen Müsli zu mir nehme.

Das Frühstück im Agnesviertel trifft leider nicht unsere Erwartungen liebes Muffini


Zeit sich umzusehen: Es gibt wirklich eine sehr große und hochwertige Auswahl verschiedener Teesorten. Auch die belegten Brote in der Vitrine sehen lecker aus. Die Stimmung allgemein ist entspannt, die Musik ist auf der richtigen Lautstärke und die Einrichtung gemütlich. Leider ist der Service nicht gut. Wir bekommen schnell das Besteck und den Brotkorb auf den Tisch "geschmissen" und auch sonst ist nichts von einem Lächeln auf den Lippen zu erkennen. Der Kaffee ist okay, die Milch ist warm und die Crema ist da.

Muffini im Agnesviertel: Frühstück mit schlechtem ServiceDas Frühstück kommt und ich bin wirklich gespannt. Tatsächlich habe ich mir im Kopf schon ausgemalt, dass wir hier richtig toll aufgetischt wird. Pustekuchen! Das Frühstück ist schlecht. Wirklich schlecht und enttäuschend. Die Brötchen sind aufgebacken (unverschämt) und das, obwohl ein wirklich toller Bäcker nicht weit entfernt vom Café seine Brötchen verkauft. Zwar reicht dieses Mal der Belag locker bei dem Brot, doch neben Brötchen wird einem hier tatsächlich Toastbrot angeboten - billiges Toastbrot aus dem Supermarkt. Hallo?

Positiv hier: Es gab dieses Mal nicht nur zwei (ey Leute...Aufback-)Brötchen, sondern zusätzlich noch ein kaltes Toast.

Muffini im Agnesviertel: Frühstück mit schlechtem ServiceDie Qualität an sich ist in Ordnung, doch verliert deutlich beim direkten Vergleich mit dem Léo am Eigelstein. Die Marmelade schmeckt lecker und wird im Töpfchen serviert, doch auf eine frische Leberwurst wird hier verzichtet. Stattdessen kommt diese schreckliche eingeschweißte Mini-Wurst daher. Was ich auch gar nicht mag ist dicker, aufgeschnittener Käse beim Frühstück. Ich mag ein Käsestück zum Naschen sehr gerne, für das Brot reicht das jedoch nicht aus. Hier präferiere ich einen sauberen Käseaufschnitt. (aber okay, das kann auch keiner wissen). Der Rest ist gut. Nur vom Aussehen des Frühstücks im Muffini will ich gar nicht reden. Der Mann, der immer mitkommt, sagt nur zu mir: "Das sieht aber schon etwas trostlos aus." Trostlos ist auch das Gürkchen, das man besser gar nicht hätte erwähnen sollen - bei anderen Cafés ist das Deko.
So richtig gesättigt bin ich nach dem Frühstück nicht und unwohl fühle ich mich zudem. Wir werden die ganze Zeit vom Mann hinter der Theke beobachtet, doch gefragt werden, ob z. B. alles okay ist, werden wir auch nicht. Freundlichsein muss beim Frühstück im Kölner Muffini erst noch gelernt werden. Und damit geht es auch weiter...
Muffini im Agnesviertel: Frühstück mit schlechtem Service

Was dann aber für 7€ (ohne Heißgetränk) auf den Tisch kam, war fast schon frech
(wohlgemerkt nicht: fresh). Mein erster Eindruck: Kennt ihr die Situation, wenn ihr das erste Mal die Eltern eurer neuen Freundin im Rahmen einen Buffets kennenlernen sollt und ihr euch beim ersten Gang zum Buffet darauf besinnt, das man lieber gleich beim McD anhält und in Gegenwart der Eltern auf Understatement macht? Gut! Dann lasst euch gesagt sein: Understatement kann man auch untertreiben!
Zwei eingelegte Tomaten in Öl ertränkt treffen auf die billigsten spanischen Oliven, die man im Discounter bekommen kann.
Noch etwas unglücklicher: Zwei fade Serrano (?)-Schinkenscheiben auf Melone. Dazu direkt mal der Tip vom Fachmann: Wenn man schon Serrano vom Discounter aus dem Plastik nimmt, dann doch bitte nicht direkt vom Plastik auf den Tisch! Das schmeckt man nämlich. Satz mit 'x' - war wohl nix! Der Käse war ok, aber sehr uninspiriert angerichtet. Noch ein Stückchen Butter an den Rand gedrückt und fertig.

Leider keine Empfehlung für ein Frühstück im Agnesviertel


Muffini im Agnesviertel: Frühstück mit schlechtem ServiceAls wir zahlen wollen, geht der Service tatsächlich hinter die Theke und ruft zu uns rüber: "Das macht 18,10 Euro." Wir sind total baff, dass er es nicht mal schafft zu unserem Tisch zu kommen, um uns darauf hinzuweise, dass man vorne an der Theke zahlt. Er schreit einfach direkt durch den ganzen Raum.
Von mir gibt es keine Empfehlung, vielleicht kann man ein Sandwich für auf die Hand im Muffini kaufen oder einen Kaffee zum Mitnehmen, das Frühstück selbst werde ich nicht weiterempfehlen und bin sehr enttäuscht. Punktabzug wegen des schlechten Services, der schlechten Platzsituation und des mittelmäßigen Frühstücks für einen moderaten Preis.

Um es an der Stelle kurz zu machen: Ich hätte für die Getränkeauswahl (expliziert ohne den Kaffee einzuschließen), das Interior, Lage und den Fakt, das die Musik wirklich auf der perfekten Lautstärke lief, so irgendwas zwischen 2.5 und 3 Sterne gegeben. 
ABER...
Und hier noch ein weiterer (aber "der" Top-) Tipp an alle Gastronomen: Wenn der Kunde (das ist die Person, um die sich das Leben eines Restaurantbesitzers dreht, denn dieser ermöglicht es überhaupt, dass sich irgendwas dreht) zahlen möchte, ist es kontraproduktiv, wenn man den Betrag durch den Raum schreit, sich mit verschränkten Armen hinter den Tresen stellt und mit filmreifer Geste (aber ohne das typische Klingeln) die Kasse öffnet. Ich weiß, wir wären alle gerne Schauspieler. Aber im Kino sind halt Happyends auch nur die Launen vom Autor.
Und weil ich der Autor von diesem Text bin, gibt es hier nur ein ganz kleines Happyend: 2 Sterne, weil mich der Laden an meinen Eames-Chair und die Sachen, die ich mit ihm schon erlebt habe, erinnert hat. 
Bevor ihr fragt: Ja, das Original ist belastbar!

Adresse "Muffini"
Schillingstraße 45, 50670 Köln
Website Muffini

Anfahrt: Gut über den Ebertplatz zu erreichen, mit allen Bahnen und Bussen die dort halten.

Abrechnung:
Für unser Frühstück haben wir 18,10 Euro gezahlt. Dazu zählen Kaffee, Tee, 2x Frühstück und ein Espresso.

Kommen wir wieder? Nicht bei diesem Service und nicht bei diesem Frühstück. Schafft euch einen Koch an!


Bewertung:
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